Ellbogen
Die Heftige Stürze, aber auch forcierte Bewegungen oder das Heben schwerer Gegenstände verursachen oft Verletzungen am Ellbogen. Diese können später zu Ellbogenarthrose oder Einsteifungen führen.
Der Ellbogen ist ein komplexes Gelenk. Verletzungen am Ellbogen führen oft zu einer störenden Bewegungseinschränkung. Seltener führen sie auch zu bleibenden Schmerzen oder zu einer Arthrose. Gängige Schäden sind Ausrisse der distalen Bizepssehne, Luxationen und Frakturen.
Distraler Bizepssehnenausriss
Die distale Bizepssehne setzt knapp unterhalb des Köpfchens der Speiche an (Radiusköpfchen). Sie sorgt dafür, dass wir den Ellbogen beugen (Ellbogenflexion) und den Vorderarm nach aussen drehen können (Vorderarm-Supination).
Forcierte Bewegungen des Ellbogens, das Anheben schwerer Gegenstände oder ähnliches können zum Ausriss dieser Sehne führen.
Wird die Sehne nicht operativ refixiert, sind Beuge- und Dreh-Bewegungen später eventuell deutlich geschwächt und schmerzhaft. Bei der Refixierung wird die Sehne in der Regel mit ein bis zwei kleinen Titanankern befestigt. Bis zur Einheilung der Sehne muss mit sechs Wochen gerechnet werden, bis zur Wiedererlangung einer guten Beweglichkeit mit drei Monaten.
Ellbogenluxation
Ellbogenluxation: Diagnose
Zu einer Ellbogenluxation kommt es in der Regel bei einem heftigen Sturz. Dabei rutscht die Elle über die Oberarmrolle nach hinten. Dabei werden immer auch die Seitenbänder verletzt. Oft kommt es auch zu einer Fraktur des stabilisierenden Kronenfortsatzes vorne an der Elle (Processus coronoideus). Auch das Speichenköpfchen kann dabei brechen (Radiusköpfchenfraktur).
Ellbogenluxation: Behandlung
Bandverletzungen heilen bis auf wenige Ausnahmen spontan aus. Sofern keine knöchernen Begleitverletzungen vorliegen und das Gelenk bei der Funktionsprüfung noch einigermassen stabil ist, kann konservativ vorgegangen werden. Dies bedeutet das Tragen einer dynamischen Gipsschiene und Physiotherapie während sechs Wochen. Die Schiene lässt eine freie Beugung zu, limitiert jedoch die Streckung in den ersten zwei Wochen bei 90°, für weitere zwei Wochen bei 60° und während den letzten beiden Wochen bei 30°.
Die Frakturen des Processus coronoideus (zu Deutsch Kronenfortsatz) werden je nach Ausmass des Schadens in drei Klassen eingeteilt. Sofern der Ellbogen sehr instabil ist, wird er operativ verschraubt.
Frakturen des Radiusköpfchens mit akzeptabler Abkippung und erhaltener Gelenksfläche heilen im Gips aus. Alle anderen Frakturen sollten chirurgisch angegangen werden.
Ellbogenfrakturen
Frakturen des Ellbogens betreffen den unteren Anteil des Oberarmknochens (distaler Humerus), das Speichenköpfchen (Radiusköpfchenfrakturen) oder den oberen Anteil der Elle (Olecranonfrakturen).
Je nach Verletzungsmuster heilen Radiusköpfchenfrakturen konservativ im Gips aus oder werden mit Schrauben, gegebenenfalls auch mit kleinen Platten versorgt.
Ein Bruch am unteren Anteil der Oberarmknochens ist eine klassische Fraktur im Kindesalter (suprakondyläre Humerusfraktur). Wenn der Bruch unverschoben ist, kann er während vier Wochen im Gips ausbehandelt werden. Andernfalls wird der Bruch gerichtet und mit Metalldrähten (Kirschnerdraht-Osteosynthese) vorübergehend stabilisiert. Im Erwachsenenalter muss diese Fraktur praktisch immer operativ mit Platten und Schrauben versorgt werden.
Die meisten Olecranonfrakturen sind relativ stark verschoben. Sie qualifizieren also nicht für eine Gipsbehandlung. Nachdem operativ die anatomischen Verhältnisse wiederhergestellt sind, werden die Knochen verbunden (die sogenannte Osteosynthese). Dazu nutzt man entweder Drahtschlingen (Zuggurtungsosteosynthese) oder Platten und Schrauben.
Einsteifung des Ellbogens
Praktisch jede Verletzung des Ellbogens führt zu einer vorübergehenden, manchmal auch dauernden Einschränkung der Beweglichkeit (Arthrofibrose).
Wenn die Bewegungseinschränkung im Alltag wenig behindernd und subjektiv tolerabel ist, sieht man von weiteren Massnahmen ab. Andernfalls stellt sich die Frage nach der Ursache der Einsteifung.
Ein Grund können knöcherne Hindernisse sein, welche durch Unfälle oder Arthrose entstehen. Sie werden arthroskopisch oder offen abgefräst und behoben. Nach diesem Eingriff darf eine deutliche Zunahme der Bewegungsamplitude erwartet werden. In der Regel verbleibt nur ein leichtes und kaum störendes Defizit.
Schwieriger ist die Situation, wenn die Weichteile um das Gelenk vernarbt oder verkürzt sind. Die Prognosen bei sowohl arthroskopischen als auch offenen operativen Massnahmen sind verhalten optimistisch. In solchen Fällen empfiehlt sich die Überweisung der Betroffenen an ein spezialisiertes Referenzzentrum.
Ellbogenarthrose
Eine Ellbogenarthrose ist meist die Folge eines früheren Unfalles. Sie führt zu einer Einschränkung der Beweglichkeit, und vor allem im jüngeren Alter auch zu Schmerzen.
Bei entsprechendem Leidensdruck kann die Implantation einer Ellbogenprothese in Betracht gezogen werden. Die postoperativen Resultate sind jedoch mässig. Im Vergleich zu anderen Gelenksprothesen sind ausserdem schon früh Lockerungen zu erwarten. Durch die generell geringen Operationszahlen werden diese Eingriffe ausschliesslich an spezialisierten Zentren durchgeführt.